"Auf den Spuren des Nationalsozialismus". Der vorliegende Stadtführer zur Geschichte des Nationalsozialismus in Nürnberg zeichnet anhand von 20 Stationen nach, wo sich in der Stadt das Dritte Reich in den 20er-Jahren vorbereitete, wo es sich nach 1933 manifestierte und darstellte und wo nach 1945 versucht wurde, mit seinem bedrückenden Erbe umzugehen.

Der Begriff Nürnberg stand früher einmal für das mittelalterliche Kaiserreich, für den Handel und Erfindergeist, anfangs des 20. Jahrhunderts auch für die Hochburg der Arbeiterbewegung. Heutzutage dagegen verbindet man weltweit mit Nürnberg Julius Streicher und seine Zeitschrift "Der Stürmer" sowie die Nürnberger Gesetze von 1935, die Reichsparteitage der NSDAP, aber auch die Nürnberger Prozesse von 1945 bis 1949, bei denen die Kriegssieger den Versuch unternahmen, wenigstens einige der Hauptverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen.

Die beiden Autoren führen ihre Leser durch das Nürnberg dieser Thematik. Ihre Texte sind nicht nur ausgesprochen informativ, sondern auch gut geschrieben. Die reiche Bebilderung und eine Vielzahl von zeitgenössischen Literaturzitaten zu Nürnberg werten das Buch weiterhin auf.
 
Als Auswärtiger kennt man vielleicht bereits vieles von Nürnberg; hier nun erfährt der Leser Neues.
 
Die Bewohner der Stadt Nürnberg taten sich nach 1945 schwer, mit ihrem braunen Erbe, das sie sich mehrheitlich selber zuzuschreiben hatten, angemessen umzugehen. Die vollständige Zerstörung der historischen Innenstadt durch alliierte Bomben -sozusagen als Quittung- war das Eine. Das Andere: Das Reichsparteitagsgelände etwa stand und steht bis heute in seiner Gigantomanie jahrzehntelang stumm in der Landschaft, so, als sei nichts gewesen. Es diente als Lagerplatz, Messeplatz, Autorennbahn oder Arena für Musikereignisse. Mehr als seltsam, dass hier im Jahr 1978 vor 70.000 Zuhörern der Musikkünstler Bob Dylan -seines Zeichens jüdischen Glaubens- auftrat. Erst in den letzten Jahren erinnerte sich die Stadt ihrer unseligen Vergangenheit und begann sich mit ihr zu beschäftigen. Man richtete eine Straße der Menschenrechte ein und das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, dessen immenser Zulauf die ungebrochene Aktualität seines Themas zeigt.
 
Der Stadtführer Nürnberg berichtet von dieser Vergangenheit der Stadt, aber auch von der durch diese Vergangenheit geprägten Gegenwart, etwa davon, dass das internationale Völkerrecht sich aus den Nürnberger Prozessen heraus entwickelte.
 
Den Autoren ist ein Buch gelungen, das historisch Interessierte besitzen sollten und das Anlass sein dütfte, um einmal nach Nürnberg zu reisen, um dabei gleichzeitig auch das zahlreiche Positive dieser Stadt kennen zu lernen. Denn über eins muss man sich im Klaren sein: Diese Stadt Nürnberg hat viel zu bieten. Hier ist deutsche Geschichte, zur Zeit des III. Reiches unsäglich, was aber nur ein Teil der Geschichte ist. Und in Nürnberg ist Kultur, Baukunst und nicht nur Vergangenheit. Auch heute umgibt die Stadt Nürnberg eines ganz besonderes Flair, wobei die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus eine ganz besondere und herausfordernde Aufgabe darstellt.
  • 150 Seiten
  • zahlreiche Fotos in s/w und in FARBE
  • Format ca. 12 x 21 cm
  • deutscher Text
  • Paperback.
TOP - Preis!